Gut und Böse
In dem paradiesischen Zustand, bevor eure irdische Mission begann, traft ihr auf den Baum, dessen Frucht die Erkenntnis von Gut und Böse genannt wird. Ihr hattet noch keine Persönlichkeit, denn ihr hattet noch nicht von dieser Frucht gegessen.
Nachdem ihr einmal dem Wunsch nachgegeben hattet - dem irdischen Agenten Meines Willens - in demselben Augenblick, als ihr gegessen hattet, wurdet ihr aus dem Paradies-Zustand herausgetrieben wie das Küken aus der Schale oder die Rose aus der Knospe, und ihr wurdet in völlig neue und fremde Zustände verwickelt. Denn anstatt Herrschaft über die niederen Reiche zu haben und von ihnen mit allem, was ihr brauchtet, versorgt zu werden, mußtet ihr jetzt den Boden bestellen, damit er Frucht hervorbringe, und im Schweiße eures Angesichts euer Brot erarbeiten.
Nachdem ihr diese irdische Aufgabe auf euch genommen hattet, wurde es jetzt für euch notwendig, völlig in alle Verhältnisse des Erdenlebens einzutreten, um ein Gemüt zu entwickeln und einen Körper zu vervollkommnen, fähig, Meine Idee auf Erden vollständig auszudrücken.
Als ihr so aus eurem ganzheitlichen oder Paradieses-Zustand gefallen oder herausgetreten wart, ergabt ihr euch völlig der Verlockung dieser materiellen Welt.
Da ihr jetzt dem Wunsch erlaubt hattet, euch ganz zu leiten, wart ihr nicht mehr fähig, die Wirklichkeit oder die Seele der Dinge zu erkennen; denn ihr hattet einen physischen Körper angenommen, eine irdische Hülle mit einem menschlichen Gehirn, was auf euer Seelen-Bewußtsein wie ein Schleier wirkte und eure Sicht trübte und euer Denken so umwölkte, daß alles durch euer nunmehr begrenztes menschliches Verstehen falsch gefärbt und entstellt wurde. In diesem Traum-Zustand seht ihr alles dunkel wie durch einen Nebel. In diesem alles einhüllenden Nebel könnt ihr die Dinge nicht in ihrer Wirklichkeit sehen, sondern nur ihre verschwommene Erscheinung, die euch nun jedoch das Wirkliche selber zu sein scheint.
So ist es mit allem, was ihr mit euren Traumaugen seht, mit den beseelten und auch den unbeseelten Dingen, mit allem, was ihr mit eurem menschlichen Gemüt erfaßt habt, so war es sogar mit eurem eigenen Selbst und mit dem Selbst der anderen um euch. Da ihr so nicht mehr die Seele der Dinge sehen könnt, sondern nur ihre verschwommenen Schatten, wuchs die Vorstellung in euch, diese Schatten sind wirkliche Substanz und die Welt um euch besteht aus dieser Substanz und ist von ihr erfüllt.
Euer Intellekt vernebelt und verzerrt alles wie eine unvollkommene Linse und läßt es euch als wirklich erscheinen, indem er euer Bewußtsein unaufhörlich mit diesen Myriaden von Illusionen aus eurer Traumwelt beschäftigt. Nun ist der Intellekt eine Schöpfung des Wunsches und wird ganz von ihm gesteuert und ist nicht, wie viele annehmen, eine Fähigkeit der Seele.
Mit anderen Worten: dieser Nebel ist also die umwölkte Linse eures menschlichen Intellekts, der eurem Bewußtsein jedes Bild, jede Idee und jeden Impuls, die Ich von innen inspirierte oder von außen heranzog, falsch darstellt und deutet.
Meine Idee in euch aber drängt immer nach äußerem Ausdruck, während Ich euer Bewußtsein zu ihrer Anerkennung erwecke.
Nur dadurch, daß ihr die Erinnerung an euren göttlichen Zustand verloren hattet und euer ganzes Bewußtsein sich auf diese irdischen Zustände konzentrierte, konnte Ich euer menschliches Gemüt und euren Willen und alle eure Fähigkeiten entwickeln und euren menschlichen Körper mit der Stärke und den Kräften versehen, die es Mir ermöglichen, Meiner göttlichen Idee auf Erden vollkommenen Ausdruck zu geben, was schließlich sein muß.
So verursachte der Wunsch nach Befreiung von Schwierigkeiten, daß durch eure Fehler und Leiden die Idee des Bösen in eurem Gemüt aufkam. Waren diese Schwierigkeiten nicht da, inspirierte der Wunsch die Idee des Guten.
Allen Erscheinungen der Dinge und Umstände legtet ihr diese Wertung von Gut oder Böse bei, je nachdem, ob sie den Wunsch, Meinen Agenten - in Wirklichkeit Mein menschliches Selbst oder euch in eurer menschlichen Persönlichkeit - zufriedenstellten oder nicht.
Alle diese Umstände und Erfahrungen in dem Leben, in das ihr eintratet, waren nur durch den Wunsch herbeigeführte Ereignisse und waren für euch gut, wenn sie euch gefielen, und böse, wenn sie euch nicht gefielen. Sie sollten in euch gewisse Eigenschaften der Seele beleben, die euch befähigen würden, die Wahrheiten zu erkennen, die Ich im Inneren zu diesem Zeitpunkt eurem Bewußtsein einzuprägen wünschte.
Das scheinbar Böse war der negative Aspekt der Frucht des Baumes, die euch durch ihr liebliches Äußeres und die Süße des ersten Genusses immer dazu verlockte, zu essen und bis zum Überdruß zu genießen oder bis ihre schädigenden Auswirkungen sich zeigten, zum Fluch wurden und schließlich Ernüchterung brachten.
Das diente dazu, euch zur Umkehr zu zwingen, zurück zu mir, eurem wahren Selbst. Nun konnte die Ego-Persönlichkeit durch das so entstandene neue Bewußtsein die Essenz der Frucht gewinnen und sie in die Substanz und das Gewebe der Seele aufnehmen, indem sie das duale Denken überwand.
Das höhere Selbst hat sich in den Ausdruck gedrängt und erlaubt euch jetzt durch eure Anerkennung und euren Gehorsam gegenüber seinem Drängen, die beglückenden und natürlichen Auswirkungen des neuen Bewußtseins zu genießen und die äußeren Vorteile Meiner liebenden Inspiration und Führung zu empfangen. Dieses du, das vom Wunsch durch all diese Erfahrungen geführt wird, ist nur deine menschliche Ego-Persönlichkeit, die vom höheren Selbst trainiert, entwickelt und zubereitet wurde, so daß sie ein vollkommenes Instrument für deinen Gebrauch zum Ausdruck Meiner Idee werden konnte, die immer ihre Vervollkommnung im Körper zu offenbaren sucht. Alles tat dieses höhere Selbst, indem es eure menschliche Persönlichkeit nicht nur zwang, von der Frucht des sogenannten Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, sondern auch von ihr zu leben, bis ihr alles sogenannte Böse gesehen und erkannt und in ihm den Keim des sogenannten Guten entdeckt hattet, ihn aufnahmt und ins rechte Licht rücktet.
Von dieser Zeit an wußtet ihr, daß Gut und Böse keine wirkliche Existenz haben, und nur relative Begriffe sind, die äußere Bedingungen von verschiedenen Gesichtspunkten her darstellen, oder daß sie nur unterschiedliche äußere Aspekte einer zentralen inneren Wahrheit sind, deren Wirklichkeit das ist, was du zu erkennen, zu sein und auszudrücken suchst.
In neuerer Zeit habt ihr den Nebel oder das Blendwerk abgelöst, die durch den Intellekt und euer Ego über euer Gemüt gezogen waren. Auf diese Weise unterwarft, steuertet, vergeistigtet ihr den Intellekt selbst und klärtet ihn, bis ihr jetzt zu erwachen beginnt und durch die immer dünner werdenden Schichten gelegentliche Schimmer von Mir seht, der einen großen Wirklichkeit in allem.
In all dieser Zeit tat das DU, das allwissende, allumfassende ICH BIN in euch, dies alles bewußt und vorsätzlich; aber nicht in der Absicht, um nur Kenntnis von den irdischen Zuständen und Bedingungen zu erlangen, wie es euer Intellekt so laut und gebieterisch erklärt, sondern damit ihr ernten könnt, was ihr in den vergangenen trüben Zeiten gesät habt.
Ihr könnt jetzt Meine vollkommene Idee auf Erden offenbaren, so wie ihr sie jetzt aus eurem geistigen Ursprung erfassen könnt. DU, erinnere dich, bist das große allumfassende ICH - ICH BIN in diesem allem am Werke, BIN in unaufhörlich wechselnder äußerer Erscheinung, BIN jedoch im Inneren ewig derselbe. Das endlose Fließen der Jahreszeiten - der Frühling mit seinem geschäftigen Säen, der Sommer mit seinem warmen, ruhevollen Reifen, der Herbst mit seinem reichen Ernten, der Winter mit seiner kühlen, friedvollen Fülle, Jahr um Jahr, Leben um Leben, Jahrhundert um Jahrhundert, Zeitalter um Zeitalter - sie sind nur das Ausatmen und Einatmen Meiner Idee, wie Ich sie weiter inspiriere durch die Erde und durch dich, Meine Eigenschaft, und durch all Meine anderen Eigenschaften während des Prozesses, die Vollkommenheit Meiner Natur im äußeren sichtbaren Zustand zu entfalten.
Ja, Ich tue es durch dich, da du ein Ausdruck von Mir bist, da allein durch dich, Meine Eigenschaft, Ich Mein Selbst ausdrücken kann, Ich SEIN kann. ICH BIN, weil du bist. Du bist, weil ICH Mein SELBST zum Ausdruck bringe. ICH BIN in dir, wie die Eiche in der Eichel ist. Du bist ICH, wie der Sonnenstrahl die Sonne ist.
Du bist ein Fraktal, eine Phase von mir, die Mich zum Ausdruck bringt. Du, eine Meiner göttlichen Eigenschaften, versuchst beständig, Meine Vollkommenheit durch deine sterbliche Persönlichkeit auszudrücken. So wie ein Künstler innerlich das vollkommene Bild sieht, das er malen will - seine Hand aber kann mit den groben Mitteln von Pinsel und Farbe die wahre Beschaffenheit und Wirkung, die er sieht, nicht ganz darstellen - so seht ihr Mich in eurem Selbst und wisst nun, wir sind eins, seid aber immer durch die Unvollkommenheit der irdischen Beschaffenheit eurer menschlichen Persönlichkeit mit ihrem animalischen Körper, ihrem sterblichen Gemüt und selbstsüchtigen Intellekt verhindert, Mich vollkommen auszudrücken.
Dennoch - Ich erschuf euren Körper, euer Gemüt und euren Intellekt, um Mein Selbst durch euch zum Ausdruck zu bringen. Den Körper machte Ich nach dem Bild Meiner Vollkommenheit. Das Gemüt gab Ich, um euch über Mich und Meine Werke zu informieren. Den Intellekt gab Ich, um Meine Idee zu vermitteln, wie Ich sie dem Gemüt inspirierte. Bald ist die Zeit da, in der euch die äußeren Gewohnheiten nicht mehr ablenken werden, und Meine Wirklichkeit euch in all der Herrlichkeit ihrer Vollkommenheit in eurem Inneren enthüllt werden wird.
Isaistempler Projekt / Text: Franz M.W. (Merlin)
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